KTG - Krankentaggeldversicherung
Die Frage, wie lange Arbeitnehmende bei Krankheit Anspruch auf Lohn haben, ist in der Schweiz komplex und branchenabhängig. Gerade bei längeren Arbeitsausfällen kann die gesetzliche Lohnfortzahlung an ihre Grenzen stossen. Die Krankentaggeldversicherung (KTG) ist deshalb ein zentrales Instrument in der Lohnfortzahlungspraxis – sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer. Dieser Beitrag erklärt, wann eine KTG-Versicherung Pflicht ist, worin sie sich von der gesetzlichen Regelung unterscheidet, und welche strategischen Vorteile sie 2025 mit sich bringt.

Was ist die Krankentaggeldversicherung? Einfach erklärt
Die Krankentaggeldversicherung ist eine private Versicherung, die bei Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit einen Teil des Lohnausfalls übernimmt. Die meisten Policen decken 80 % des versicherten Lohns, oftmals für eine maximale Dauer von 720 Tagen.
Im Gegensatz zur gesetzlichen Lohnfortzahlung ist die KTG in der Regel freiwillig – kann jedoch unter bestimmten Umständen verpflichtend werden.

Wann ist eine KTG in der Schweiz Pflicht?
Die KTG ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, kann jedoch durch vertragliche Regelungen zur Pflicht werden. Folgende Konstellationen sind entscheidend:
- Gesamtarbeitsvertrag (GAV): Viele GAVs schreiben eine KTG-Versicherung explizit vor. Dies betrifft vor allem Branchen mit erhöhtem Krankheitsrisiko (z. B. Bau, Gastronomie, Gesundheitswesen).
- Einzelarbeitsvertrag: Der Arbeitgeber kann im individuellen Arbeitsvertrag eine KTG als Bestandteil des Lohnfortzahlungsmodells festlegen.
- Betriebsinterne Regelungen: In manchen Betrieben wird die KTG durch ein Personalreglement oder eine Betriebsvereinbarung für alle Angestellten verbindlich eingeführt.
In diesen Fällen entsteht eine vertragliche Verpflichtung für Arbeitnehmende, sich zu versichern bzw. an den Prämien beteiligt zu werden.

Gesetzliche Lohnfortzahlung vs. Krankentaggeldversicherung
Gemäss Art. 324a OR sind Arbeitgeber verpflichtet, den Lohn bei Krankheit während einer bestimmten Zeit weiterzubezahlen. Die Dauer hängt vom Dienstalter und der Skalen Firmen können die Berner oder Basler Skala anwenden). Je nach Fall kann diese Pflicht nur wenige Wochen bis maximal drei Monate umfassen.
Die KTG hingegen ersetzt diese gesetzliche Pflicht entweder ganz oder ergänzt sie, indem sie den Lohnausfall über einen wesentlich längeren Zeitraum absichert. Viele Unternehmen nutzen die KTG als Grundlage, um die gesetzlichen Vorgaben effizienter und planbarer zu erfüllen.
Merkmal
Gesetzliche Lohnfortzahlung
Krankentaggeldversicherung (KTG)
Verpflichtung
Gesetzlich (OR 324a)
Vertraglich (z. B. GAV)
Dauer
1–3 Monate, je nach Skala
Bis zu 720 Tage
Höhe
100 % des Lohns
Meist 80 % des Lohns
Beiträge
Keine
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge (i.d.R. je 50 %)
Flexibilität
Gering
Vertragsgestaltung möglich

Wer bezahlt die Krankentaggeldversicherung?
In der Praxis übernehmen Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Prämien in der Regel je zur Hälfte. Je nach GAV oder interner Regelung kann der Arbeitgeber jedoch auch einen höheren Anteil oder die gesamten Kosten übernehmen. Viele Unternehmen tun dies bewusst als zusätzlichen Benefit – insbesondere in einem umkämpften Arbeitsmarkt. Eine grosszügige KTG-Regelung kann zur Positionierung als attraktiver Arbeitgeber beitragen.

Warum ist eine KTG sinnvoll?
Die Krankentaggeldversicherung (KTG) gehört in der Schweiz zu den wichtigsten Instrumenten, um sich gegen die finanziellen Folgen einer länger andauernden Krankheit abzusichern. Sie entlastet Arbeitgeber und schützt Arbeitnehmer, wenn aufgrund gesundheitlicher Gründe über einen längeren Zeitraum kein Einkommen erzielt werden kann. In vielen Branchen ist sie nicht nur üblich, sondern essenziell, um Planungssicherheit zu schaffen und wirtschaftliche Risiken zu minimieren. Besonders in einem Umfeld, in dem Ausfälle unvorhersehbar sind, bietet die KTG klare Rahmenbedingungen und Verlässlichkeit für beide Seiten des Arbeitsverhältnisses.
Für Arbeitgeber:
- Reduziert das finanzielle Risiko bei langfristigen Krankheitsfällen
- Bietet Planbarkeit und Absicherung der Lohnfortzahlungspflicht
- Vermeidet Unsicherheiten bei der Anwendung gesetzlicher Skalen
Für Arbeitnehmer:
- Absicherung des Einkommens bei längerer Krankheit
- Schutz über die gesetzliche Mindestleistung hinaus
- Transparente Regelung der Leistungsdauer und -höhe

Rechtliche Entwicklung und Empfehlungen für 2025
Die Diskussion rund um Pflichtversicherungen im Krankheitsfall gewinnt in der Schweiz weiter an Bedeutung – auch durch aktuelle Debatten über den sozialen Schutz von Arbeitnehmenden. Unternehmen sollten ihre Lohnfortzahlungsmodelle regelmässig überprüfen, insbesondere im Hinblick auf branchenspezifische GAV-Vorgaben oder sich verändernde Arbeitsmodelle.
Empfehlung:
- Prüfen Sie, ob Ihre Branche einem GAV unterliegt
- Klären Sie die internen Regelungen (Verträge, Reglemente)
- Nutzen Sie die KTG strategisch als Benefit

Fazit
Die Krankentaggeldversicherung ist ein zentrales Element moderner Lohn- und Sozialversicherungsmodelle in der Schweiz. Auch wenn sie gesetzlich nicht vorgeschrieben ist, bietet sie verlässlichen Schutz, Vertragsklarheit und kann gleichzeitig ein wichtiges Arbeitgeber-Marketinginstrument sein. Wer die KTG richtig einsetzt, schafft Sicherheit – für beide Seiten.